PCs ohne "Microsoft-Steuer" kaufen

Heutzutage werden fast alle als Komplettsystem angebotenen PCs mit vorinstallierter sog. OEM-Software verkauft, die aufgrund eines Vertrags zwischen dem PC-Hersteller und dem Softwareanbieter billiger erstanden werden kann als eine Vollversion der Software alleine. Will man diese allerdings trotzdem nicht haben (etwa, um einen Rechner ausschließlich mit Linux zu betreiben), fangen die Probleme an, denn die meisten Händler weigern sich, die Softwarelizenz zu behalten und nur den PC zu verkaufen. Während man bei einem stationären Rechner dieser Situation noch entgehen kann, indem man sich sein System aus einzeln gekauften Teilen zusammenbaut, hat man bei einem Laptop dazu fast keine Chance. Traurigerweise finden sich die meisten Käufer stillschweigend mit diesem Zustand ab ("naja, vielleicht brauch ichs ja doch irgendwann mal, nehm ichs halt gleich dazu") und fördern dadurch ein Unternehmen, das sich durch seine marktbeherrschende Stellung sowieso schon fast alles erlauben kann. Letztendlich entwickelt sich dadurch eine Situation zum Nachteil der Verbraucher, die vor die Wahl gestellt werden, entweder einen PC mit Windows zu kaufen oder gar keinen.
Im Folgenden will ich einen (hoffentlich halbwegs ausreichenden) Überblick geben, was man als normalsterblicher Computerkäufer tun kann, um seine Wahlfreiheit zu behalten und nur das kaufen zu müssen, was man auch wirklich braucht (damit will ich aber keinesfalls fördern, daß jemand ab jetzt alle Rechner verbilligt, weil ohne Lizenz kauft und dann ein raubkopiertes Windows installiert. Es gibt für fast jede lizenzpflichtige Software eine oft sogar bessere freie Alternative, deshalb kommt man auch sehr gut zurecht, ohne gegen Gesetze zu verstoßen).

Die naheliegendste Möglichkeit ist der Kauf eines Rechners, auf dem von vornherein kein Betriebssystem installiert ist. Beispiele hierfür sind die Notebooks der Firmen Asus, Mitac oder Vobis, die (zumindest auf Anfrage) ohne Betriebssystem ausgeliefert werden (wenn jemand weitere Anbieter kennt, bitte melden; ich nehme diese dann hier mit auf).
Leider jedoch findet man in diesem Angebot oft nicht das, was man sucht, und landet so doch wieder bei Geräten mit OEM-Software. Hier stellt sich die Frage, welche Rechte und Möglichkeiten man als Käufer hat, die Software wieder loszuwerden.

Ende 2001 habe ich dazu eine Anfrage an den bayerischen Verbraucherverband geschickt. Hier ist der Brief, den ich als Antwort erhalten habe:

(Anfrage v. 26.11.2001, Antwort v. 14. Januar 2002)
Sehr geehrter Herr Harnisch,

wir kommen zurück auf Ihre o.a. Anfrage. Nach unserer Erfahrung ist es durchaus möglich, einen neuen tragbaren Computer auch ohne vorinstalliertes Betriebssystem und weitere Software zu erwerben.
Sollten Sie sich dennoch für ein Gerät mit OEM-Software entscheiden, so gibt es in der Regel keine Möglichkeit, diese gegen Kostenerstattung beim Kauf zurück zu geben. Gerade das Bündel aus Hard- und Software soll beim Kunden einen zusätzlichen Kaufanreiz schaffen.
Nach unserer Auffassung ist es ohne weiteres zulässig, enthaltene OEM-Software weiter zu verkaufen. Wichtig ist nur, dass die Software jeweils nur auf einem einzigen System installiert ist.
Ein Problem besteht allerdings dort, wo ein weitergehender Kopierschutz besteht, der einen Einsatz nur auf einem einzigen Computersystem möglich macht. Mit diesem Kopierschutz ist beispielsweise das Betriebssystem Windows ME versehen. Gleiches soll für das neue Windows XP und dem zugehörigen MS Office XP gelten. In diesen Fällen ist es erforderlich, zunächst eine Registrierung vornehmen zu lassen.

Wir hoffen, Ihnen mit vorstehenden Äußerungen weitergeholfen zu haben und verbleiben

mit freundlichen Grüßen
VERBRAUCHERZENTRALE BAYERN E.V.
-Referat Verbraucherschutz-

i.A. Markus Saller

Selbst bei registrierungspflichtiger Software scheint also ein Weiterverkauf zunächst unproblematisch zu sein; registrieren muß die Software dann derjenige, dem man sie weiterverkauft hat und der sie auf seinem Rechner installiert.
Ein Problem ist allerdings, daß mittlerweile mit den Rechnern oft nicht einmal mehr OEM-Vollversionen von Windows ausgeliefert werden, sondern Recovery-CDs, die sich nur auf PCs mit gleicher bzw. sehr ähnlicher Hardware installieren lassen. Damit hat Microsoft zwar einerseits die Gefahr von Raubkopien wesentlich vermindert, verkaufen kann man eine solche CD aber natürlich kaum noch. Das wissen auch die Händler, und deshalb weigern sich die meisten, beim Rechnerkauf die Lizenz und die CD zu behalten.

Trotzdem gibt es offenbar Möglichkeiten, eine solcherart nutzwertgeminderte Lizenz weiterzuvermitteln, und in der Tat findet man nach einigem Suchen auch Händler, die sich auf einen Preisnachlaß gegen die Rückgabe der Windows-Lizenz einlassen. Der Kauf bei einem solchen Händler scheint mir momentan eine der brauchbarsten Lösungen zu sein, um die ungewollte Lizenzgebühr herumzukommen.
Um das Leben etwas leichter zu machen, hier eine (zugegebenermaßen noch recht kurze) Liste von Händlern, die zur Rücknahme der Windows-Lizenz bereit sind. Ich bitte auch all diejenigen, die ein bißchen Zeit erübrigen können, nicht einfach nur die Listeneinträge zu nutzen, sondern weitere Händler zu suchen und mir zu mailen. Je vollständiger die Liste wird, desto besser (und je mehr Leute man mit seinem Anliegen nervt, desto eher wird sich an der momentanen Situation etwas ändern). Ich werde mich bemühen, mir zugeleitete Daten schnellstmöglich einzutragen.

Hier die mir bisher bekannten Händler in alphabetischer Reihenfolge:

(Ich stehe zu keiner der aufgeführten Firmen in einer besonderen Beziehung, noch habe ich von dieser Geld erhalten. Bei Einträgen in die Liste bitte ich für Verzögerungen im Bereich einiger Wochen um Verständnis. Ich behalte mir weiterhin das Recht vor, bei in der Liste eingetragenen Händlern Computer zu kaufen :-)

Und hier noch ein paar Links auf weitere Informationsquellen:


this page last updated 2004-10-04