3. Woche
Montag 7.10.96
Schon wieder früh aufstehen, früh aufstehen heißt die
Uhrzeit ist einstellig vor den Minuten, und dann Bustransfer zu
unserem Boot, der Passion Of Paradise. Dort gab es
dann Kaffee und Kekse umsonst und eine Bootcrew, die ihres
gleichen sucht. Mit Witz und Esprit wurde die Erklärung der
Sicherheitsmaßnahmen an Bord nicht zur Qual, sondern zum
Erlebnis. Nach ca. einer Stunde waren wir dann am Riff und das
Schnorcheln konnte beginnen. Vor unseren Augen ein in allen
Farben schillernder Traum, bizarre Korallen, Fische und was sonst
noch so im Meer kreucht und fleucht.
Nach ausgiebigem Schnorcheln und einem reichhaltigen BBQ
schickten sich Udo und ich an, unseren ersten Tauchgang zu
vollziehen. Für mich war er nach fünf Minuten zu Ende, Udo
verlängerte um eine halbe Stunde und lernte unter fachkundiger
Führung das Riff in seiner vollen Schönheit kennen. Auf dem
Sonnendeck unserer Jacht, wie könnte es anders sein, Deutsche
und dann auch noch aus Bayern und noch dazu zwei Mädels, jedoch
nicht von besonderer visueller Qualität, aber dafür sehr nett.
Bei Smalltalk, Schokoriegeln und Bier kam man sich näher.
Abschluß des Riff-Trips war Wein trinken auf einer einsamen
Sandinsel mitten im Meer. Doch das ging nicht ohne Hindernisse
von statten, weil das Schiff nicht ganz an die Insel heranfahren
konnte. Folglich mußten wir, die Passagiere, schwimmen. Dabei
kam es fast zu einem verhängnisvollen Unfall, weil einige der
Passagiere beinahe in die sich noch drehende Schiffsschraube
hineingezogen wurden, aber es ging dann doch alles gut aus. Nach
ein, zwei Bechern Weißwein stand das Zurückschwimmen aufs Boot
an. Irgendwie hatte ich den Eindruck, als würden 50
Schiffbrüchige, die seit Jahren auf einer einsamen Insel dahin
vegetierten das erste Schiff sehen und wie vom wilden Affen
gestochen ins Meer rennen und auf das Boot zu schwimmen. Naja
nachdem wieder alle an Bord waren, machten wir uns auf den
Heimweg nach Cairns. Die Herren verschafften sich Kurzweile mit
Bier und Zigaretten, Volker ohne Zigaretten, ich ohne Bier, halt
jeder auf seine Weise.
Zurück in Cairns, übrigens Volker hatte sein niegel nagel neue
Sonnenbrille auf dem Boot verloren und auch nicht wiedergefunden,
verabschiedeten wir uns von unserer fabelhaften Crew und ließen
uns von unserer neuen Bekanntschaft nach hause bringen. Für den
Abend hatte man sich im End Of The World verabredet.
Nach dem Essen, trinken mit lauter, zu lauter Musik und Ansätzen
von Kommunikation, die aber immer wieder von der lauten Musik
oder den Anfeuerungsrufen für den Sumoringercontest unterbrochen
wurde. Außerdem waren die Mädels müde, also beschloß man das
Lokal zu verlassen, die Mädels gingen heim und wir gingen nur 20
Meter weiter, wo die Herren noch einen Jug Wein trinken wollten.
Doch manchmal sind die Augen größer als der Durst oder die
Konstitution, deshalb verweigerte Udo die Flüssigkeitsaufnahme.
Heldenhaft und männlich nahm sich Volker dem Weinproblem an,
denn lieber sich den Magen verrenken, als dem Wirt was schenken.
Nach gelösten Problem machten wir uns auf dem Weg nach Hause,
und der Rausch, der beiden im Nacken saß, hätte es wohl nicht
alleine nach hause geschafft. Vor der Backpackers
Unterkunft sah dann auch ich das erste Mal die Fledermäuse und
so konnten wir alle drei glücklich und zufrieden den Abend mit
Schlafen beenden.
Dienstag 8.10.96
Allen ging es gut, bis auf Volker, der hatte ein Problem mit seinem Kopf. Auch ein relaxtes Frühstück wollte da nicht so richtig Abhilfe schaffen. Danach machten wir uns auf den Weg nach Airlie Beach. Auf der Fahrt dorthin kilometerweit nur Wald und nichts als Wald. Außerdem ging uns so langsam das Benzin aus, doch Udo glaubte mir mehr als der Tankuhr, dabei ich hab' doch nur so im Spaß gesagt, das reicht locker noch bis nach Sydney. Nun gut, es reichte bis nach Airlie Beach, doch dafür begann es zu regnen. Nachdem wir in der YHA eingecheckt hatten, machten wir uns auf, das Nest zu erkunden. Das erste, was wir entdeckten, war ein T-Shirt-Laden, in dem man individuell sein eigenes T-Shirt mit seiner Reiseroute durch Australien machen lassen konnte. Der Typ war ultranett und auf unsere Frage, wo man denn hier gut essen gehen könnte, empfahl und zeigte er uns ein indisches BYO Restaurant. Vorher deckten wir uns noch im drive-in Bottle Shop mit Wein ein. Auf unserem anschließenden Verdauungsspaziergang durch Airlie Beach hätte es noch tausend Möglichkeiten gegeben, sich die Nacht um die Ohren zu schlagen, doch wir waren alle von der Fahrt so geschafft, dass wir einfach nur ins Bett wollten.
Mittwoch 9.10.96
Kommod ausgeschlafen und dann zum Frühstücken weggegangen.
Vorher hat Udo noch die Waschmaschine mit unserer Dreckwäsche
angeworfen. Nach dem ausgiebigen Frühstück ging es in den
T-Shirt-Laden. Um uns die Wartezeit zu versüßen, lud uns der
Typ gleich auf einen Kaffe ein. Zurück in der Jugendherberge kam
die inzwischen fertige Wäsche in den Trockner. Dann zogen wir
nochmals los, um diesen Schreibblock zu kaufen und dann
gings in einen Buchladen, schließlich wollte man ja
wissen, mit welcher Art von Gecco man sich das Zimmer teilt. Es
stellte sich heraus, dass es ein Hausgecco war, der sehr gern die
Nacht an der Decke verbringt und dabei sämtliche Insekten
verspeist. Volker war trotzdem etwas mulmig zumute, als der
Hausgecco direkt über ihm an der Decke hing. Aber seine Ängste,
dass er ohne mit der Wimper zu zucken ihm einen Arm abbeißt,
waren völlig unbegründet. Wieder zurück in der YHA, mußten
wir feststellen, dass der Trockner nicht ganz so gearbeitet
hatte, wie wir uns das vorgestellt hatten. Also erneut 1.60$
berappen, um vielleicht doch noch irgendwann trockene Wäsche zu
erhalten. Während des ganzen Vormittags regnete es, so dass es
irgendwie keinen Sinn hatte, an den Strand zu gehen und länger
zu bleiben. Also machten wir uns auf den Weg nach Hervey Bay und
Fraser Island.
Anfänglich chauffierte uns Udo, dann hatte Volker das erste Mal
die Ehre auf der falschen Seite zu fahren. Zur Abendessenszeit
trafen wir in Rockhampton ein, wo wir bei Pizza Hut ausgiebig
speisten. Danach noch in die Bar gegenüber, denn im Pizza Hut
war der Wein aus und außerdem durfte man nicht rauchen. Auch
hier wurden wir sehr freundlich bedient und behandelt. Udo und
Volker wurden doch glattweg auf einen Schnaps vom Barkeeper
eingeladen, der, wie sich herausstellte, deutsche Vorfahren
hatte. Danach fuhr ich bei Dunkelheit weiter Richtung Hervey Bay.
Kurz vor Hervey Bay hatte ich plötzlich ein Känguruh oder etwas
ähnliches auf der Straße. Mit einem geistesgegenwärtigen
Ausweichmanöver und viel Glück verlief diese Situation aber
glimpflich ab. Allerdings wurde der auf der Rückbank
schlummernde Udo G. unsanft aus seinen Träumen gerissen und fand
sich plötzlich im Fußraum wieder. Passiert ist aber nichts. In
Hervey Bay suchten wir uns einen Parkplatz am Meer und schliefen
im Auto ein.
Donnerstag 10.10.96
Udo wachte so gegen 05 30 auf und hatte Hummeln im
Arsch, besser gesagt, Mücken auf der Haut, die ihn ständig
stachen, deshalb verließ er fluchtartig das Auto. Volker und ich
schliefen wieder ein, wurden aber schon kurze Zeit später von
der unerträglichen Hitze im Auto wieder geweckt. Das war so
gegen 07 00. Wo war nun Udo und wo war eine
Backpackerunterkunft, Fragen über Fragen erstmal am
Strand eine rauchen. Danach machten wir uns mit dem Auto auf den
Weg, Udo zu suchen. Noch einmal die Esplanade rauf und runter,
dann entdeckten wir ihn, bekleidet mit seiner beigen
Goretex-Jacke und Schuhen auf einer Bank sitzend. Nun konnten wir
uns um die Unterkunft kümmern und nach erfolgreichem check-in
gemütlich Kaffe trinken. Den Nachmittag verbrachten wir am Pool
und mit Tagebuch schreiben meinerseits. Außerdem mußte bis 16 00
die Frage gelöst werden, ob wir eine 3-tages, 2-tages oder
1-tages Tour nach Fraser Island machen. Nach langem hin und her
und wohlüberlegtem Abwägen aller Vor- und Nachteile
entschlossen wir uns für die 1-tages Tour.
Danach ging man zum gemütlichen Teil des Tages über: Smalltalk
und Wein trinken im tropischen Garten. Man sprach die ganze Zeit
Englisch zwischen den 8 Leuten am Tisch, jedoch stellte sich
heraus, dass es eigentlich alles Deutsche waren bis auf Brian aus
England und Lisa aus Amerika. Langsam kam man und frau sich
näher. Um 19 30 gab es BBQ und damit waren unsere
Mägen und Gemüter wieder glücklich gestimmt! Nach dem Essen
floß der Alkohol weiter, und zwar in Strömen. Um 23 00
war dann die Backpackerbar geschlossen und es war an der Zeit
für alle ins Bett zu gehen. Doch nicht für alle: Volker und
Lisa vergnügten sich noch am Strand. Wie und wie lange sie dort
waren bleibt bis jetzt Volkers Geheimnis, aber wir bekommen es
schon noch raus.
Freitag 11.10.96
In Volker`s Bett und an seinen Klamotten überall Sand, wir
waren erstaunt, was für einen Frauenheld wir uns da eingefangen
hatten. Die ganze Nacht muß er am Strand poppend zugebracht
haben, so k.o. war er, außerdem war erstaunlicherweise der Hals
dünner geworden. Von was mag das wohl gekommen sein? (Anmerkung
des Abtippers: Ich hab gar net gepoppt!)
Aber nun ging es erstmal zu Fraser Island. Mit einem
Doppeldeckerbus aus dem Jahre 1917 wurden wir abgeholt und zur
Fähre gebracht. Nach der Überfahrt wurden wir einen Allradbus
gesetzt und durch die Insel gekarrt. 5 Minuten hier, 10 Minuten
dort, 35 Minuten Mittagessen, dann 20 Minuten baden und schon war
der Tag vorbei. Und eigentlich hätte man viel viel mehr Zeit
benötigt, um die Schönheit und Einmaligkeit der Insel zu
erfassen, als nur ein paar genau abgezählte Minuten mit
Inkontinenzia-Tours. Wir waren uns einig, hierher
kommen wir noch mal zurück, mieten uns einen 4 WD und campen
drei, vier tage auf dieser fantastischen Insel.
Auch hier gibt es ausführlichere Berichte auf Videotape. Auf der
Rückfahrt nach Harvey Bay lernten Udo und ich dann noch Caroline
aus Belgien kennen und wie schon am Tag vorher Volker rochen wir
Lunte und verabredeten uns für 21 00 mit ihr.
Übrigens vom kalten Wind und dem feuchten Bikini standen ihre
Nippel als wir auf die Fähre warteten ein wirklich
schöner Anblick. Nach dem Übersetzen aufs Festland stand uns
wieder eine holprige Fahrt in diesem asbachuralten Doppeldecker
bevor. Volker bekam von Minute zu Minute wäßrigere Augen, da er
nun bald wieder seine Lisa sehen würde und Udo und ich freuten
uns auf 21 00. Vorher gab es noch mexikanisches
Abendessen und australischen Wein, denn der ist ja bekanntlich
von hervorragender Qualität. Bis hierher hatte Udo Korrektur
gelesen und nun muß ich einige Sachen berichtigen. Caroline
haben wir beim Mittagessen kennengelernt, sie saß alleine an
einem Tisch und im Bus hatte sie ebenfalls die Jokerkarte
gezogen. Sie saß nämlich neben einer Frau, die nach Volker
ungefähr so dick war, wie ein Blauwalweibchen, das mit
Drillingen schwanger ist. Ja also so war das wirklich, denn sonst
wäre meine Berichterstattung ja Bildzeitungsniveau, laut Volker
K. Außerdem legt Volker Wert darauf, dass er nicht gepoppt hat.
Nun gut, um 21 00 sind dann Udo und ich und zwei
weitere Bekannte losgefahren, um Caroline abzuholen, doch wie
sich herausstellte durfte sie nicht mit uns weggehen, also hatte
wieder nur Volker, der übrigens mit Lisa daheim blieb, die
Möglichkeit, seinen Halsumfang zu verringern. Wir vier brachten
das Auto wieder heim und machten uns auf den Weg in den nächsten
Pub, um den Abend noch zu retten. Udo führte unsere Bekannten in
die hohe Kunst des Black Sambucca-Trinkens ein, doch schon nach
kurzer Zeit mußten wir die Lokalität wechseln, weil in
Australien auch am Freitag Abend die Kneipen um 23 00
schließen. Dann blieb eben nur noch der letzte abgefuckte
Nachtclub von Harvey Bay übrig. Um ca. 01 00
beschloß ich ins Bett zu gehen, wobei ich vorher noch mit
Wilhelm vom Auto aus telefonierte. Im Zimmer angekommen war
Volker schon da, muß ein anstrengender Abend gewesen sein, wenn
man so früh schon müde ist. Na ja wir gönnen ihm ja seinen
Spaß. Udo kam noch etwas später heim und war seinen eigenen
Angaben nach ziemlich gut besoffen.
Samstag 12.10.96
Time to go, es war an der Zeit sich zu verabschieden, noch gemütlich gefrühstückt und dann ging es auf den langen Trip nach Sydney. Ich machte den Anfang, in Brisbane gab es dann Pizza und Shopping. Udo entdeckte den wahrscheinlich größten und geilsten Computerspieleladen auf der südlichen Halbkugel. Volker und ich ein, zwei CD-Läden aus denen wir, wie sollte es anders sein, nicht mit leeren Händen herausgehen konnten. Und ständig lief man gegen Laternen oder Briefkästen, weil man sich dauernd nach geilen Titten und Ärschen umdrehen mußte. Wie sich herausstellte sollte in einem der diversen CD-Läden 19 00Dead Or Alive zur Autogrammstunde kommen, für uns auf jeden Fall ein Grund, solange in der Stadt zu bleiben und die Atmosphäre zu genießen. Angeblich haben Volker und Udo hier die schönste Frau Australiens gesehen und sie hat ihnen den August gemacht, denn sie hat sich vor ihnen gebückt, um ihre Zigaretten wieder aufzuheben. Dann war Dead Or Alive endlich da, schreiende Fans. Slips flogen durch die Luft, usw. Uns war dann langweilig, also beschlossen wir in Richtung Sydney weiterzufahren. Zuerst ich, bis der Tank leer war, dann Volker, der irgendwie immerzu Känguruhs am Straßenrand sah und schließlich Udo die letzte Etappe bis nach Sydney.
Sonntag 13.10.96
Ankunft in Sydney so gegen 07 30. Unter fachkundiger Führung und pfadfinderischem Scharfsinn des Volker K. haben wir sofort die YHA gefunden. Eingecheckt und dann erstmal gefrühstückt und anschließend das Gepäck in den 20. Stock getragen. Boah, das war anstrengend, dafür hatte man sich jetzt ein Schläfchen verdient. Nachdem wir um ca. 14 00 wieder aufgewacht sind, haben wir beschlossen, uns auf der YHA-eigenen Dachterasse etwas zu goren, wobei ich, zwecks Langeweilevertreibung, Tagebuch nachschrieb. Etwas später am Nachmittag, die Herren hatten Durst bekommen, machten sie sich auf den Weg, die nächstliegenden Bottle Shops zu suchen. Mit zufriedenen Gesichtern kamen sie zurück. Nun stand allgemeines Relaxen und Trinken auf der Tagesordnung. Jedoch so gegen 21.30 Uhr stach Udo der Hafer, jetzt war es Zeit für Titten und Ärsche, also den Autoschlüssel geschnappt und in die Stadt gefahren. Und als wir so gemütlich Richtung Innenstadt cruisten und Udo und ich genußvoll eine Marlboro Extra Mild rauchten, entdeckte Udo plötzlich an der Fensterscheibe eine riesengroße Spinne. Sofort wurden alle Fenster verrammelt und Angst machte sich breit. Der Geruch von Tod und Verwesung lag plötzlich in der Autoluft, wer würde es als erster wagen das Auto wieder zu verlassen, war es eine Sydney Funnel Web Spider, Fragen über Fragen. Nun gut der Anblick der Sydney Harbour Bridge und der Oper stimmten uns wieder versöhnlicher. Anschließend folgte ein Besuch in einem der besten amerikanischen Restaurants und im Planet Hollywood. Letzteres ist ein abgefahrenes Café, das jeder Beschreibung spottet. Leider machen ja alle, fast alle Kneipen um 0.00 Uhr zu und so beendeten wir den Abend in unseren kuscheligen Schlafsäcken, wobei die ja eigentlich in der YHA verboten sind, doch wen interessieren schon Verbote?
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