Der
Seifengrundweg
Anmerkungen zur
Geschichte von Dr. Udo Klinnert
Die Seifenteiche, der Seifenbach und der
Seifengrund gaben dem Rundwanderweg mit beständig schönen Ausblicken durch
die offene Landschaft den Namen. Der Seifenbach vereinigt sich bei den
Tennisplätzen mit dem Pfarrbach (von Obersteben kommend) zum Stebenbach,
der dann das Staatsbad durchfließt und in Hölle in die Selbitz mündet.
„Seifen“ erinnert an die Anfänge des
Bergbaus. Es waren Anlagen zum Gewinnen von Erzen an fließenden Gewässern.
Durch kesselförmige Erdaufhäufungen wurden die Wasser gestaut und das
angeschwemmte Ton- oder Seifengebirge mit Hilfe des darüber strömenden
Wassers und durch ständiges Schieben in Bewegung gesetzt. Das leichtere
Erdreich wurde fortgetragen, die gröberen Gesteinsteile blieben liegen.
Nach mehrmaligem Verwaschen konnten die Erze gewonnen und im nahen
Zerrennfeuer weiterverarbeitet werden.
Der Seifengrundweg bietet viele
Möglichkeiten, die Phantasie spielen zu lassen. Der Name des Weges weist
auf die ehemals große Bedeutung des Erzbergbaus im Frankenwald hin. Einige
kurze Anmerkungen zum Begriff „Seifen“, der mit zwei verschiedenen
Bedeutungen angewendet wird. Entstanden ist das Wort aus dem
mittelhochdeutschen „Sife“, d.h. “Bächlein, von einem Bach durchflossene
Bergschlucht“, in der sich Lager angeschwemmter Erze finden. Ein in diesem
„Seifengebirge“ einem Bergmann zum Abbau überlassener Bezirk wurde
„Seifenberg“ oder auch einfach nur ein „Seifen“ genannt. Aufgabe der
Bergleute war es – sofern die Natur das noch nicht selbst besorgt hatte –
das erzhaltige Gestein zu „seifen“, d.h. das schwere erzhaltige Gestein
mit Hilfe von Wasser von dem leichteren, nicht erzhaltigen Gestein zu
trennen.
Die weitere Bearbeitung des erzhaltigen
Gesteins erfolgte dann in einfachen Hochöfen, dem so genannten
Zerrennfeuer, und in Pochwerken. "Seifen" bezeichnet somit zum einen das
zu bearbeitende Substrat, zum anderen die damit verbundene Tätigkeit.
Der
Seifengrundweg weckt das Interesse - und die Phantasie - am
mittelalterlichen Bergbau stufenweise und sehr diskret. Der "Schwarze
Weg", schwarz wegen der Abdeckung mit feinen Schlacken, gibt sozusagen
Stäubchenweise die ersten Hinweise auf die Geschichte des Bergbaus im
Frankenwald. Der nächste Hinweis findet sich im Bad Stebener Kurpark. Hier
verläuft der Seifengrundweg für ein kurzes Stück zusammen mit dem
"Geologischen bergbaukundlichen Lehrpfad", der vom Stebener
Geschichtsverein eingerichtet wurde. Und genau auf dieser Strecke findet
sich eine Tafel mit Erläuterungen zur Bergwerksgeschichte im Stebener
Gebiet mit speziellen Hinweisen auf den Seifengrund:
"Der Bergbau
im Stebener Gebiet geht nach Chronisten-Angaben mit seinem Ursprung sehr
in die graue Vorzeit zurück, ganz bestimmt bis in das 8. Jahrhundert.
Einzelne Überlieferungen sprechen sogar vom 2. Jahrhundert.
In dieser Zeit
sollen sich im Herzinischen Wald, dem heutigen Frankenwald, bereits Völker
aus dem asiatischen Raum und äußersten östlichen Teil Europas (Hermunduren,
Horuden und Sadunen) angesiedelt haben.
Davon stammen
noch die Seifenwerke beim Seifenbach sowie beim Goldbach in Obersteben ab.
Dort soll man die schönsten Goldkörner gefunden haben.
Bereits 920 n.
Chr. sollen 9 Schmelzhütten und Häuslein in Steben gestanden haben. Spuren
davon finden sich auf dem Sauerbrunnen-Anger (heutige Kuranlagen). Dort
sollen sich bis hinauf zur Gaststätte "Alter Fritz" (Anm. der Red.: Haus
neben dem ehemaligen Lokal "Schöne Aussicht") 12 Bergwerke befunden haben.
Bekannt sind
auch 9 Plätze, wo Zerrennfeuer zum Ausschmelzen und Auszerren des
Eisensteins betrieben wurden."
Vervollständigt
wird die Tafel durch die Schemazeichnung eines mittelalterlichen
Hochofens.
Man sollte sich
diese Hinweistafel genau anschauen und durchlesen und kurz vor Verlassen
des Kurparks im Bereich der Therme auch das holzgeschnitzte Hinweisschild
auf den Seifengrund beachten; es zeigt mittelalterliche Bergleute beim
"Seifen" von erzhaltigem Gestein. Mit diesen Bildern und Erläuterungen vor
Augen und im Sinn sollte man im Seifengrund Rast machen, seine Phantasie
spielen lassen und versuchen, Landschaft und Geschichte in Einklang zu
bringen. Vielleicht hören Sie dann das Plätschern der Seifenanlagen oder
das Brennen der Zerrennfeuer.
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