Das Gold vom Gevattergraben
Sagen haben ja oft einen
wahren Kern. So hütete ein Langenbacher Hirte im Gevattergraben sein Vieh.
Er traf dort einen Zwerg, der ihn warnte: Wenn er einen Schatz fände,
solle er sich nur täglich ein Goldstück davon nehmen. Zur Geroldsgrüner
Kirchweih nahm er sich aber zwei Goldstücke. Die Truhe schlug zu, seine
Hände waren weg.
Was wissen wir heute
wirklich? Der Gevattergraben stellt eine derzeit stellenweise stark
bewaldete, mehrere hundert Meter lange und gewundene Schlucht oder Rösche
dar, in die man ganze Häuser stellen könnte. Eine Wasserzuleitung von
Steinbach, in einem großen Bogen um den Langesbühl herum über Großenreuth
ist im Wald vor Erreichen des Gevattergrabens noch gut zu sehen.
Vor der Erwähnung von
Jahreszahlen und Literaturstellen eine wichtige Tatsache: Der Nürnberger
Burggraf Friedrich IV. bekam als erster Bayreuther Markgraf vom Kaiser
Ludwig dem Bayern für seine Hilfe in der Schlacht bei Mühldorf (28.9.1322
Sieg über Ludwig dem Schönen von Österreich) das Privileg, in seinem Lande
Gold- und Silberbergwerke zu eröffnen. Bereits 1324 nahm er einige Gold-,
Silber- und Kupferbergwerke zwischen Plassenburg, Schorgast und Münchberg
förmlich zu Lehen. Er hatte vorher genau gewusst, was er haben wollte. Ab
dieser Zeit dürfte auch das Gold vom Gevattergraben – gleichzeitig mit dem
silberhaltigen Bleiglanz von Dürrenwaid - abgebaut worden sein.
1477 erscheint in einem
Extrakt aus einem alten Lehenbuch (1620 nochmals abgeschrieben für
Markgraf Albrecht) ein „Heinrich Knoch von Gera, hat empfangen die
Fundtgruben zu unserer lieben Frauen und sonst noch ein Lehen dabey, zu
St. Johannes genannt, auf dem Gevatterbach bey Steinbach am Waldt gelegen
mit seinen Lehen, Erbstohlen und aller Gerechtigkeit nach Bergwerksrecht“.
1562 sind bei
Kretschmann (Sammlung zu einer Berg-Historia des Markgrafenthums
Brandenburg-Bayreuth 1741, Reprint 1992) Gewerkschaften auf St. Lambert
und dem Erbstollen am Gevatterbach genannt.
1730 schreibt Ernesto
Bruckmann in „Magnalia dei …“ Dirrenweyd unter Langenbach / bey der
sogenannten Mühlleiten / sind am Gehäng verschiedene Gräben / wie
Seiffen-Werke zu sehen / findet sich eine gilbliche Talk-Arth / aus
welcher vor langer Zeiten soll seyn Gold gemachet worden / da noch eine
Mühle den Nahmen davon her hat / Gold-Mühle genannt / am Bach die
Oelschnitz gelegen.
1767 finden wir in
„Versuch einer topografischen Beschreibung des Oberamtes Lichtenberg und
Thierbach“ von Anonymus S. 461: Darunter (unter Steinbach) liegt die
Goldmühl und wird zu dieser Dorfgemeine gerechnet, ist auf Charte bes.
gezeichnet. Es soll solche diese Benennung daher haben, weil sie von der
an dem Gevatterbach eingegangenen Kunst- und Goldwäsche soll erbaut worden
seyn, wie man denn einen runden Stein daselbst zeiget, der wie ein
Reibstein aussiehet, und zum Goldreinigen soll gebrauchet worden seyn. Und
S. 469: Der Langenbach nimmt (u.a.) den Gevattersbach zu sich…..
Gevattersbach fließet in den nach Steinbach gehörenden Wiesen zusammen,
hält seinen Lauf gerade von Morgen gegen Abend (von Ost nach West) und
vereinigt sich unter der unteren Mühle an der Mühlleiten mit dem
Langenbach. Ehehin war hier ein ansehnliches Goldseifen- und Wäschwerk und
auch der Bach durch einen Graben auf eine daselbst gehangene Kunst
geleitet.
1770 heißt es in dem
Befahrungsbericht der Bergwerke von Bergrat Bothmer, Bl. 99: Man hat sich
hierauf gegen den sogenannten Gevattersgraben den Berg hinab, gegen den
Langenbacher Grund gewendet, welches ein Zug von 300 Lachtern (600 Meter)
ohngefehr ist, allwo man die deutlichsten Spuhren einer viele und lange
Jahre allda betriebenen Seiffenarbeit, auch dabey erschrotenen (?) starke
Wasser wahrgenommen hat. Die Tiefe, Breite und Länge des Grabens,
ingleichen die mit sovielen Kosten aus demselben geförderten (?) Halden,
ferner das von Steinbach herbey geführte Aufschlagwasser leget genugsam zu
Tage, dass dieses ein importantes Werk müsste gewesen seyn, auf welchen
eher Gold als Zinn geseifet worden.
1792 finden wir bei
Humboldt (Über den Zustand des Bergbaues und Hüttenwesens in den
Fürstentümern Bayreuth und Ansbach, Reprint 1959) S. 119 über den
Gevattergraben: Ebenfalls in diesem Gegengebirge (vom Schwarzen Mohr bei
Silberstein) aber am mitternächtlichen Abhang desselben liegt der
Gevattergraben, der wegen seiner Gold- und Silberwäsche bekannt ist. Der
Graben oder kleine Bach ist kaum 2 Fuß breit und wenige Zoll tief. Er
dient wohl nur bloß zur Wäsche selbst, denn man leitete (ein Zeichen, dass
der Gewinnst beträchtlich war) von Steinbach um Großenreuth die Wasser in
Spundstücken hinzu. Wo zog man aber das hier gewaschene Gold her? Zu
beiden Seiten des Grabens sind Haldenstürze und Spuren von Schürfarbeiten.
Sollte das über dem Kalkstein liegende aufgelöste tonartige Gebirge
Goldkörner als Geschiebe geführt haben? Noch vor 15 Jahren (1777) waren
sächsische Bergleute, andere sagen Venetianer, hier und wuschen wirklich
Gold. Die Nachrichten sind alle sehr fabelhaft und unbestimmt. Dass aber
hier Gold und Silber wirklich gewaschen wurde, ist außer Zweifel.
Man sollte längs am
Graben das Gebirge ein paar Lachter aufschließen, denn die alten Baue
scheinen auch nicht tiefer gewesen zu sein. Schmelzöfen, 3 bis 4 Fuß hoch,
waren sonst ebenfalls hier vorhanden. Über dem Gevattergraben liegt ein
Roteisensteinlager, das alle Vermutungen noch mehr verwirrt, aber freilich
wohl nicht in die Teufe setzt. Die starke Vegetation verhindert alle
Untersuchungen.
1797 finden wir bei
Helfrecht (Beschreibung der Landeshauptmannschaft Hof) S. 121: Auf edlere
Metalle hat man ehedem bey Steben und Geroldsgrün Wäschen und Fundgruben
angelegt, wovon ich nur einige anführen will: Der Gevattergraben war ein
Seifenwerk auf Gold, worauf man noch neuerlich Anweisung angetroffen haben
will. Dieser Gevattergraben ist an der sogenannten Mühlleiten und läuft
von SO auf die entgegengesetzte Seite. S. 122: Bey Steinbach im
Lichtenbergischen hat noch eine Einzel den Namen Goldmühl. Wahrscheinlich
war diese der Ort, wo man ehedem das Gold zum Schmelzen zubereitete, wie
bey Goldkronach.
1817 steht bei Goldfuß
und Bischof (Physikalisch-statistische Beschreibung des Fichtelgebirges)
Teil 2, S. 243: Unterhalb des Hügels liegt der Gevattergraben, eine kleine
Schlucht, in welcher ehemals die Grube „Güte Gottes“ auf einem Gang baute,
welcher silberhaltig gewesen seyn soll. Sicher ist es, dass eine Gold- und
Silberwäsche hier betrieben wurde; denn man sieht noch an beiden Seiten
eines Wassergrabens, zu welchen man das Wasser von Großenreuth in
Spundstücken herleitete, Haldenstürze und Spuren von Seifenarbeiten und
Schmelzöfen. Noch vor 40 Jahren sollen fremde Bergleute, die, wie man
glaubt, Venetianer waren, wirklich Gold gewonnen haben (1777, wohl von
Humboldt abgeschrieben).
1863 finden wir bei
Hübsch (Geschichte der Stadt und des Bezirks Naila) S. 95, dass um 1324
Seifenwerke in Steben und in der Dürrenwaid auf Gold und Silber betrieben
worden seien.
1879 schreibt Gümbel,
der Altmeister der Geologie in der „Geognostischen Beschreibung des
Fichtelgebirges mit dem Frankenwalde und dem westlichen Vorlande“ S. 301
und 481 unter Goldseifen: Ferner im Gevattergraben bei Steinbach (hier mit
Zinkblende), am Seifenbache bei Obersteben aus ältester Zeit (14.
Jahrhundert) nachgewiesen. S. 481: In der Nähe ist auch der vielgenannte
Gevattergraben. Er gilt als eine Art Rösche, in der vor Alters, noch vor
dem 15. Jahrhundert, Gold und Silber geseifet worden sein soll. Die zu
beiden Seiten des Grabens wallartig aufgehäuften Erdmassen und kleine
rundliche Haufen, die als Seifenhügel gelten können, mehr noch die Spuren
eines Wasserzuleitungsgrabens, der in den sumpfigen Wiesen von Großenreuth
seinen Anfang nimmt, sprechen zu Gunsten der alten Sage, die sich auch bei
dem Seifenbache bei Obersteben wiederholt. (Hier wird die schon anfangs
erwähnte Sage angeführt). Gümbel zitiert dann auch aus Humboldt und konnte
sich die Herkunft des Goldes auch nicht erklären.
1913 erwähnt Köhl in
„Zur Geschichte des Bergbaues im vormaligen Fürstenthume
Kulmbach-Bayreuth“ S. 70 lediglich den schon bei bei Kretschmann 1740
angeführten Rutengängerbericht des Johann Lipfert 1681 – ein halb Morgen
und Mittag streichender Silbergang auf Hans Hüttners Geräume, welcher 43
Zoll mächtig und mit Steinen bezeichnet. Hält ein Zentner Erz 33 Mark
Silber und 6 Loth Gold, ist ehedessen ein Wäschwerk, so der Gevattergraben
genannt wird, gewesen; kann mit großen Nutzen gebauet, und eine Kunst,
wozu das Wasser schon vorhanden ist, gehenget werden.
1924 wird vomBayerischen
Geologischen Landesamt in „Die nutzbaren Mineralien, Gesteine und Erden
Bayerns“ Bd. I, S 98 unter Goldwäschereien nur erwähnt: Alte
Goldseifenwerke sollen ferner bestanden haben am Gevattergraben bei
Steinbach, am Seifenbach bei Obersteben, bei Tröstau etc.
1966 erwähnt Horstig in
den „Erläuterungen zu Blatt Nordhalben“ nur die Eisenbergwerke bei
Steinbach.
1977 zitiert Schmeltzer
in den „Mineralfundstellen Bayern“ S. 118: Gevattergraben bei Steinbach:
Goldseife. Im 15. Jahrhundert und noch 1777 soll hier Gold gewaschen
worden sein.
Diese Aufzählung dürfte
die gesamt greifbare Literatur über das Gold vom Gevattergraben erfassen.
Und nun zu der
Wiederentdeckung des Goldes: 1980 bis 1985 unternahm die Preussag AG von
Ludwigsstadt bis Passau moderne Untersuchungsarbeiten auf verschiedene
Erze. Ausgedehnt waren z.B. die zahlreichen Bohrungen auf Zinn am Büchig
bei Gottsmannsgrün, wo man auch ein eigenes Labor unterhielt. Im
Gevattergraben klopfte wochenlang und bei jedem Wetter eine
Mineralogiestudentin, Frau Christiane Ebert, von der Universität Kiel. Und
sie fand das Gold wieder! Von winzigen Flittern und Flämmchen bis zu über
1 Millimeter großen „Nuggets“. Ihre Forschungen zusammen mit ihrem Lehrer
Prof. Kern sind noch nicht abgeschlossen. (Nach Chr. Ebert und H. Kern
„Morphologische Eigenschaften des Seifengoldes aus dem Gevattergraben
(Frankenwald) und ihre Bedeutung für die Goldprospektion“ in „Fortschritte
der Mineralogie“, Bd. 63, Beiheft 1, 1985 fand man drei Typen von Gold:
Typ A: Unregelmäßig
geformtes zackig-zerklüftet, mit Arsenopyrit und Quarzeinschlüssen. Es
muss aus Goldquarzgängen stammen, die hier durch das Gebirge ziehen. Vor
Jahrzehnten lagen noch viel mehr große Quarzblöcke umher.
Typ C: Es sind
Freigold-Brauneisenverwachsungen und stammen aus verwitterten
Eisensulfiden und –Arseniden, wie sie in sulfidführenden Diabasvulkaniten
vorkommen. Diese gibt es oberhalb des Gevattergrabens.
Typ B ist besonders
interessant. Es ist unregelmäßig geformtes, weiches Freigold mit glatter
Oberfläche. Bisher einmalig auf der Welt sind darin Süßwasserkieselalgen
gefunden worden, um die sich das Gold angelagert hat. Durch Huminsäuren
des Erdreiches scheint Gold gelöst und mit dem Wasser transportiert zu
werden und lagert sich „durch chemische Transport- und Fällungsprozesse“
wieder aneinander.
„Gold wächst nach“
lauteten Überschriften in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften, die
damit den Gevattergraben bekannt machten.
Neu ist diese Erkenntnis
nicht: Goldwäscher suchten oft ausgebeutete Seifengoldlager nach
Jahrzehnten wieder auf und fanden wieder Gold.
Die ehemaligen Eisenbergwerke um Steinbach
Es waren Roteisenerze,
zum Teil in Brauneisen und Ocker umgewandelt, welche an der Grenze von
hartem Diabas bzw. Schalstein zu Schiefern der Oberdevonzeit – etwa 350
Millionen Jahre alt – vorkamen, so genannte Roteisenerze vom
Hunsrücktypus. Der Eisengehalt schwankt zwischen 25 und 50 % (1).
Die Grube „Bergmännisch
Glückauf“ baute seit 1732 NNW vom Langen Bühl, etwa 0,8 km WNW der
Ortsmitte von Steinbach, „auf einem nur wenige Lachter (1 Lachter = 2 m)
unter Tag und zu Tag ausstreichenden Eisensteinlager im Grünsteingebirge
(2). Der Eisenstein war von rötlich-gelblicher Farbe und von mittlerer
Güte“ (3). 1736 wurde sie von Heinrich Völkel gebaut (4). 1740 arbeiteten
hier 4 Eigenlöhner. Der Schacht war nur 3 Lachter tief, der rote
Eisenstein von geringer Sorte (5). Auch 1783 wurde gearbeitet (6). 1790
wurden mit 9 Mann 219 Seidlein Roteisenstein gefördert (7). Von Anfang an
arbeitete man mit Unterbrechungen durch Fristenhaltungen. Es handelte sich
bei den Eigenlöhnern ja meist um Landwirte, die sich hier zeitweise etwas
verdienten. 1797 war die Grube in Betrieb (8) und Bergmeister Grund
bestätigt 1809 auch einen fortlaufenden Betrieb seit 1799 (3).
Ausführlicher schreibt sein Berggeschworener G.H. Spörl (beide verstanden
sich aus fachlichen Gründen gar nicht) 1810 über diese Grube (9). Sie lag
damals auf Conrad Sell´s Wiesen. Das Eisenerzlager war zwischen 1 Fuß und
1 ½ Lachter mächtig (31 cm und 3 m breit) und enthielt etwa 25 Pfund Eisen
im Zentner Erz. 1780 baute man das Lager von einem Stollen aus nach oben
hin ab, 1806 wurde wohl von weiter unten am Hang ein tieferer Stollen
angelegt, welcher unter dem Lager 18 Meter Tiefe erreichen sollte. 1810
forderte aber Herr Zahn, der Besitzer der Wiese, worauf durch den
Stollenbau eine immer größer werdende Abraumhalde entstanden war – über
das Bergamt, da von den Gewerken nichts zu erhalten war – jährlich 14
Gulden Entschädigung (10). Von 1810 bis 1815 kennen wir aus dem
Briefwechsel zwischen den Gewerken und dem Bergamt Steben die Verhältnisse
ganz genau (10,11). Einerseits wurde vom Bergamt (Bergmeister G. Grund,
Bergamtsgegenschreiber Brendel und Berggeschworener Spörl) der fehlende
oder sehr träge Betrieb dieser und anderer Gruben moniert, andererseits
klagten die Eigenlöhner immer wieder über fehlenden Absatz der geförderten
Erze an den Kayserhammer in Geroldsgrün. Man hatte kein Geld, um auf viel
Vorrat arbeiten zu können. Sie hatten ihre Grubenanteile oft von ihren
Groß- und Urgroßvätern erworben. Schichtmeister J. G. Drechsel leitete die
Grube mit viel Ärger. Dem Bergamt gelang es zeitweise eine
gewerkschaftliche Grube daraus zu machen und wenigstens einen Bergmann zum
laufenden Abbau anzusetzen. Als so der angestellte Bergmann Johann Horn
von Langenbach monatelang keinen Lohn erhalten hatte, nahm er „Urlaub“.
Hatte man mal im Frühjahr Absatz und gleichzeitig in der Landwirtschaft
oder im Wald zu tun, so bat man z. B. am 9.3.1811 das Bergamt um die zwei
Häuer, Adam Heinrich Herpich und Georg Heinrich Griesbach, „damit die
Grube bei schöner Wiederung in Betrieb gesteld werde“. Immer wieder wurden
die Gewerken in Rundschreiben aufgefordert, ihre Grubenschulden in ein bis
zwei Wochen zu begleichen. Und die meist armen Leute unterschrieben und
gaben ihr Scherflein; so finden wir 1809 mit ihren oft recht mühsamen
Unterschriften die Namen Nicol Röstel, Johann Adam Riedel, Johann Caspar
Völckel, Johann Munzert gleich zweimal, Andreas Diezel, Johann Andreas
Rank, Georg Heinrich Sell. Und 1813 sind es neben den Namen von Röstel,
Rank und Sell noch ein Spörl im Namen seines Schwiegervaters Johann
Heinrich Quehl, Heinrich Nicol und Johann Adam Spörl, Johann Drechsel,
Andreas Herpich, Georg Ernst Hagen, Adam Friedel und mit xxx = Johann
Michael Herppich. Die Geldnot war 1813 so groß, dass man bei fehlenden
Absatz das geförderte Erz, wie schon in früheren Jahrhunderten, auf die
Gewerken aufteilte, die es dann selbst veräußern konnten. 1827 fördern 3
Arbeiter unter einem Aufseher nur 50 Seidlein Brauneisenstein á 45 Kreuzer
= 37 Gulden 30 Kreuzer (12). 1857 wurde auf dieser Grube der Bergbau
endgültig eingestellt (1,2) und 1858 wurde die Grube extradiert, d.h. aus
dem Bergregister gelöscht (13).
Im Jahre 1872 mutete R.
Herrmann aus Zeitz ein 187 Hektar großes Grubenfeld unter dem Namen
„Richard“, welches das ganze Gelände westlich Steinbach samt der Gruben
„Bergmännisch Glückauf“ und nördlich davon auch „Bau auf Gott“ umfasste.
Die Verleihung erfolgte auf Grund mehrerer Eisenstein enthaltende Halden
und Pingen. Es erfolgte 1877 die Umschreibung der Grube auf L. G. Theilen
aus Leipzig und 1878 auf W. Reinhard Herrmann. Aus einem Schreiben von
1885 geht hervor, dass die „zuletzt betriebene Grube „Richard“ bei
Steinbach ebenfalls – wie alle anderen Eisensteingruben in Oberfranken –
wegen Mangel an Eisensteinabsatz wieder eingestellt werden musste“. Der
Schacht – er lag etwa 500 Meter NÖ des Langen Bühl – hatte in 20 Meter
Tiefe das einen Meter mächtige Eisensteinlager erreicht. Beim Abteufen
dieses Schachtes hatte man im Juni 1884 mit einer Belegung von 3 Mann 50
Zentner Roteisenstein gefördert, der nicht abgesetzt werden konnte (14).
1928 wurden alle diese Mutungen des 19. Jahrhunderts vom Oberbergamt in
München als Bergwerkseigentum gelöscht (15).
Im August 1978 brach ein
Landwirt mit einem Rad seines Traktors plötzlich auf einer Wiese am
Langesbühl ein (Frankenpost vom 25.8.1978). Waldemar Lang, Peter Mannigel
und Franz Schäfer erforschten diesen etwa 40 Meter langen und sehr engen
Stollen. Auf Grund der Lage und des schon früher beschriebenen mehr
ockergelben Erzes handelt es sich sicher um einen Teil der „Bergmännisch
Glückaufgrube“. Die wissenschaftliche Bearbeitung fand ihren Niederschlag
in der Zeitschrift Bergbau 6/1983 durch Prof. Harald Dill /
Bundesforschungsanstalt Hannover, aus Marlesreuth stammend und Waldemar
Lang (16).
Folgende Bergwerke
werden weniger ausführlich beschrieben, sie hatten aber oft die gleichen
Schicksale:
„Bau auf Gott“ und „Bau
auf Gott Johanna Christiana“ werden immer zusammen genannt. Sie lagen
nicht weit voneinander entfernt, 300 und 500 Meter westlich der Straße
nach Langenbach auf der Gemeinreuth. Zwei Bänder Roteisenstein, insgesamt
bis 1 Meter breit, wurden von 1764 bis 1788 (17), dann bis 1808 nur
zeitweise bebaut. 1790 förderte man nur 50 Seidlein Eisenstein (7).
Humboldt (18) hatte vor 1795 immer wieder auf Anstellung eines Steigers
und fortlaufende Arbeit bei all diesen lasch betriebenen Bergwerken
gedrängt. So hatte man in all den Jahren bis 1794 bei einem Aufwand von
1407 Gulden nur für 1481 Gulden Eisenstein verkauft, also nur eine
Ausbeute von 81 Gulden erzielt. Wegen sehr festen Gesteins und
Wasserzustrom wurde die Grube ins Freie gegeben. Ende 1803 setzte sie
Hammerbesitzer Kayßer auf dem unteren Hammer zu Geroldsgrün wieder in
Gang; er schätzte die außerordentliche Güte des Eisensteins, 1 Zentner
kostete 1 Gulden rhl. Ein neuer 40 m langer Stollen brachte unter dem
Schacht 12 m Tiefe ein (3). Eine Ein- und Ausgabenrechnung über das 3. und
4. Quartal 1817 dürfte auch heute noch jeden Buchhalter erstaunen lassen
(19).
1826 bat man für „Bau
auf Gott“ um Zehntbefreiung (20), während 1827 auf „Bau auf Gott Johanna
Christiana“ mit 1 Aufseher und 2 Arbeitern noch 3.412 Seidel Roteisenstein
gefördert wurden (12).
Von einer alten Grube
„Die Güte Gottes“ bei Steinbach schreibt 1736 Bergmeister Johann Abraham
Löwel, dass sie nicht gebaut wird (21).
Die Grube „Glück halt
an“ vermutete Waldemar Lang oberhalb des Gold führenden Gevattergrabens.
Sie war von 1780 bis 1786 in Betrieb (7,17). Nach Grund lag sie aber
oberhalb Steinbach, führte rötlich-gelben Eisenstein, wovon 1790 235
Seidel gefördert wurden (7) und fiel 1797 endgültig in Freie (3).
Ein „gleich unter dem
Rasen“ liegendes kleines Lager von Roteisenerz wurde unter dem Namen „Drei
Sachsen“ von 1721 bis 1725 etwa einen halben Kilometer nördlich von
Hirschberglein erfolgreich bebaut. Man gewann mit 2 Häuern und einem
Knecht 1.728 Seidel Eisenstein im Werte von 271 Gulden mit einem
Reingewinn von 175 Gulden (22). Von 1782 bis 1788 wurde hier nochmals
geschürft (17).
Mit dem eigenartigen
Namen „Vogelstrauß“ wurde eine Eisensteingrube 1 km östlich von Steinbach
im Seifenbachtal benannt, deren Erforschung Waldemar Lang besonders
beschäftigte. Diese Grube wurde von 1737 bis 1809 immer wieder von den
Bauern als Grundeigentümern betrieben (1). Das bis 3 m mächtige Lager
bestand aus rotem Thoneisenstein, rotem Eisenkiesel mit Quarz und
Schwefelkies und ergab etwa 40 Pfund Eisen pro Zentner. Wegen der
schlechten Erzqualität wurden die 100 bis höchstens 465 Seidel jährlich
nur mit 30 Kreuzer pro Seidel bezahlt. Lange Zeit wurde das Lager bei
trockener Jahreszeit nur von oben abgebaut und kleine Schächte wurden mit
Pumpen entwässert. 1790 wurde ein kostspieliger 44 m langer Stollen
südlich vom Seifenbach her angefangen, die Gelder gingen aus und die Grube
musste von den Bauern 1807 ins Freie gegeben werden. Sofort begann eine
zahlungskräftigere Gewerkschaft – auch einige Bergbeamte durften sich
vorübergehend daran beteiligen – die Fortführung des Stollens in weicherem
Gebirge. Nach 120 Metern hatte man das Lager erreicht und konnte über
einen Förderschacht ein vorzügliches, fast 1 Meter breites Eisensteinlager
abbauen. Schon 1809 war der Aufwand von 2.274 Gulden durch Eisenerzverkauf
fast gedeckt. Die Investitionen der zahlungskräftigen Gewerkschaft hatten
sich gelohnt (aus 3,6,8 und 23). Vom „Vogelstrauß“ existiert auch ein
Grund und Seigerriß vom ersten Berglehrer Georg Heinrich Spörl von 1796
(24). Die letzte Mutung auf dieses Bergwerk erfolgte 1872, man verzichtete
endgültig 1874 (25).
Benutzte Quellen:
(1)
von Horstig:
Geolog. Karte, Blatt Nordhalben 1969
(2)
C.W. Gümbel:
Geognostische Beschreibung des Fichtelgebirges
mit dem Frankenwalde …
1879, Nachdruck 1998, S. 481 u. 511
(3)
G. Grund:
Kurze Beschreibung der im Jahre 1809 gangbaren
Bergwerke in dem
Bergamtsrefier Lichtenberg, 1805
(4)
Kr.II/S.447
= Sammlung zu einer Berg-Historia d. Markgrafentums
Brandenburg-Bayreuth v.
Joh.Wilh. Kretschmann, Hof 1741, Reprint
1992. Kr.II = 2. Band,
dto
(5)
Kr.II/S.647
(6)
Chr.Ernst
Tromler 1783, Nachr. v.d. Bayreuthischen Bergwerken,
in Journal von u. für
Deutschland1792
(7)
Alexander v.
Humboldt: Über den Zustand des Bergbaus … 1792,
Reprint v. 1959 in
Freiberger Forschungshefte D 23, S. 87 u. 116
(8)
J.Th.Benj.
Helfrecht: Beschreibung d. Landeshauptmannschaft Hof…
1797, S. 85 u. 116
(9)
Georg Heinr.
Spörl: Beschreibung d. Gruben .. des Bergamt Refier
Steben, 1810
(10)
StA =
Staatsarchiv Bbg. K 602/697 u. 707
(11)
StA =
Staatsarchiv Bbg. K 602/697 u. 707
(12)
aus H.
Mörtel: Eisenhämmer im Frankenwald, in Unsere Heimat,
Beilage der Nailaer
Zeitung 1955-56
(13)
StA Bbg. K
602/769
(14)
StA Bbg. K
600/3193
(15)
StA Bbg. K
600/3065
(16)
H. Dill u.
W. Lang: Ein oberdevonisches Roteisen-Vorkommen
im „Neuaufschluß“ –
Zschr. Bergbau 6/83
(17)
StA Bbg. C 9
VI/17222
(18)
A.v.
Humboldt: Generalbefahrungsbericht v. 1795, übertragen in
Archiv f. Gesch. v.
Oberfr. 1992, v. Wolfgg-Hagen Hein, Eberh.
Arnold und Fritz Zürl.
(19)
StA Bbg. K
602/741
(20)
StA Bbg. K
602/741
(21)
Kr.II, S 453
(22)
StA Bbg. C 9
VI/17215
(23)
StA Bbg. C
10 I/1015
(24)
StA Bbg. A
240/695
(25)
StA Bbg. K
600/3564
nachgezeichnet von Ronald
Ring