6. Woche
Montag 28.10.96
Ich wache auf und blicke um mich. Was sehen da meine
verschlafenen Augen, rechts und links auf meinem Kopfkissen
liegen Socken, wo kommen denn die her? Leider konnte ich
niemanden fragen, weil die beiden Herren ja noch schliefen. Es
dauerte aber gar nicht allzu lange bis sie der Duft von frisch
gebrühtem Kaffe an den Küchentisch lockte. Den frühen
Nachmittag verbrachten wir am Pool, das Wetter war einfach zu
schön und es war zu heiß, um in die Stadt zu fahren und blöd
Souvenirs zu kaufen. Angelika fragte uns später, ob wir Lust und
Zeit hätten Kris von der Schule abzuholen. Keine Frage, wir
hatten ja alle Zeit der Welt und eine Horde grün uniformierter
Schulmädels ist ein lustiger Anblick den man sich nicht entgehen
lassen sollte. So gegen 15 30 fuhren wir mit dem
Fotoapparat bewaffnet los. Als wir am Penhrose Colleg ankamen nur
grüne Mädels, welche mag sie denn wohl sein? Da loben wir uns
doch die individuelle Kleidung in Deutschland. Nachdem wir das
Schulgelände dreimal auf und abgefahren hatten, faßten wir den
Entschluß das Auto zu parken und solange zu warten bis nur noch
eine übrig bleibt, denn das müßte dann Kris sein. Und der
Erfolg gab uns recht es hat geklappt. Kris hatte die Nase voll
von der Schule und wollte nun erstmal ins Einkaufszentrum, um
CD`s zu kaufen. Wie bereits bekannt ist ihr Orientierungssinn
nicht gerade der Beste, so ist es auch gar nicht verwunderlich
das wir das gewünschte Einkaufszentrum erst im zweiten Anlauf
fanden. Naja was soll`s das Benzin ist "down under"
schweinebillig. Als es nun ans Austeigen ging, fühlte sich Udo
schon wieder etwas schlapp und müde und nicht in der Lage auf
seinen eigenen Füßen zu gehen. Deshalb sprang er mir kurzerhand
auf die Schultern, damit ich ihn ins und durchs Einkaufszentrum
trage. Doch mit solch einem Schalk im Nacken fällt schon nach
kurzer Zeit das Gehen ziemlich schwer. Nun gut selbst als Biologe
ist man nicht ganz blöd und hat schon mal etwas von Rollen und
Reibung gehört und so setzte ich Udo eh er sich versah in einen
Einkaufswagen. Ja und ich muß sagen, es war deutlich leichter
ihm im Wagen zu schieben als ihn auf meinen Schultern zu tragen.
Kris verfolgte das Spektakel aufmerksam und wollte komischerweise
nichts mehr mit uns zu tun haben. Sie lief von nun an 20m vor uns
und war der Meinung das Udo und ich eine Schande für ihre
Schuluniform wären, das kann ja wohl nicht sein, oder!? Nachdem
sich die Lage wieder normalisiert hatte gingen Kris und ich CD`s
kaufen, Udo und Volker schlugen den Weg zum nächsten Bottle
Shop, Bier für den Abend besorgen. Anschließend trafen wir uns
wieder, um gemeinsam nach Hause zu fahren. Auf der Heimfahrt zog
Volker den Ärger von Kris, die in den Pool wollte auf sich. Er
mußte unbedingt in einen weiteren Bottle Shop, Wein, Cidre oder
andern Alkohol kaufen, den es im ersten nicht gab. Endlich zu
hause angekommen konnte Kris in ihren Pool, obwohl wir dabei auf
der Terrasse saßen, wahrscheinlich war die Hitze unerträglicher
als unsere Blicke!?
Abends kochten wir drei Jungs. Es gab Fleischkäse mit Ei
überbacken, Stampf und gemischten Salat. Und ich muß sagen es
war sehr lecker, denn normalerweise heißt es ja "Viele
Köche verderben den Brei". Nach dem essen passierte nicht
mehr viel, etwas trinken, ein bißchen Fernsehen schauen und
unterhalten. Danach ging`s ins Bett, denn morgen früh wollten,
besser gesagt mußten wir endlich mal in die Stadt fahren,
Souvenirs kaufen.
Dienstag 29.10.96
Wieder so gegen 9 00 aufgewacht, irgendwie kann ich nicht mehr zweistellig Schlafen. Nun gut, dann mach ich eben Frühstück. Nach einem relaxten Frühstück mit Eiern, usw. kann man auch relaxt Geld ausgeben, selbst wenn einem die Vernunft sagt, dass man gar keines mehr hat. Aber es ist doch schön zu wissen, dass Mastercard soviel Vertrauen zu uns hat. So gegen 14 45, Udo und ich hatten alle Einkäufe getätigt, machten wir uns wieder auf den Weg, um Kris von der Schule abzuholen. Schnell nach Hause, denn "Dr. Einstein" wartete bereits auf Kris, um ihr in Mathe Nachhilfe zu geben. Angelika und ich fuhren Richtung Autovermietung, denn wir mußten unseren Leihwagen abgeben. Nun war sie dahin unsere Unabhängigkeit. Um 18 30 machten wir fünf uns auf den Weg nach Fremental zum Abschiedsessen. Volker und ich aßen eine Megaportion Muscheln. Ist das geil sich mit niederen Tieren den Bauch vollzuschlagen. Udo begnügte sich mit einer Portion Lasagne, die wahrscheinlich so scharf war, dass er eigentlich einen Feuerlöscher neben dem Tisch gebraucht hätte. Nach dem Essen war geplant das wir noch zu Lambert jun. fahren, doch als wir ins Auto einstiegen, saß mitten auf dem Tachometer im Armaturenbrett eine riesige Spinne. Wie von der selbigen gebissen verließen wir fünf fluchtartig das Auto. Was war nun zu tun? Keiner von uns traute sich die Spinne aus dem Auto zu entfernen oder sie gar zu töten. Schließlich faßte sich Udo ein Herz, nahm einen Handbesen und schlug auf das "riesen Ding" ein. Doch wo war sie jetzt? Keine Spur mehr von der Spinne. Hat er sie erlegt oder nur verwundet? War sie noch im Auto oder nicht? Mit einer Taschenlampe wurde das Auto nach der Spinne oder ihren Resten durchsucht, doch nirgends war etwas von ihr zu finden. Unter dem ständig im Auto hin und her wanderten Spot der Taschenlampe fuhren wir zu Lambert jun.. Sofort raus aus dem Auto, unsere drei Weinflaschen unterm Arm. Nun konnte der gemütliche Teil des Abends beginnen. Naja und dann saß man da mit Lambert jun. und seinen Freunden, unterhielt sich über Gott und die Welt, auf englisch, trank ein, zwei, viele Gläser Wein bis der selbige leer war. Und was kommt jetzt!? Die Herren stiegen auf Bier um, ich zog es vor Orange Juice zu trinken, denn "Bier auf Wein, dass laß sein!" Die Zeit verging dabei wie im Flug. Aus den anfangs 10-12 Leuten waren nur noch wir vier übrig geblieben, zumal die Uhr nun auch schon 3 00 zeigte. Mit letzter Kraft bestellte uns Lambert jun. ein Taxi, das uns nach Hause bringen sollte, wobei der Taxifahrer in Bezug auf unser Fahrziel weniger Plan hatte als wir. Zu hause fielen wir wie Steine ins Bett, denn so ein Rausch braucht auch seine Bettruhe.
Nachtrag:
Heute in der Stadt kauften wir die mit Abstand häßlichste
Umhängetasche der südlichen Hemisphäre. Für wen? Natürlich
für Daniela H. aus F. in Obf.. Außerdem hatte Volker seine
Sonnenbrille immer noch nicht verloren, aber er hatte sie ja auch
nicht in der Stadt dabei. So ein Pech für ihn, somit mußte er
mit Schlitzaugen durch die Stadt laufen => blöder Japaner.
Mittwoch 30.10.96
Nach Volker`s Aussage hatte er den schlimmsten Kater seitdem
er Europa verlassen hatte und das will was heißen, denn die
Herren tranken eigentlich jeden Tag. Mal etwas mehr, mal etwas
weniger, doch Alkohol war täglich im Spiel. Nach Volker`s
Meinung war wohl eines der 8000 Biere des Vorabends schlecht und
damit der Grund für seine enormen Kopfschmerzen. Und wenn es
einem so schlecht geht dann erwartet man von seiner Umwelt
Anteilnahme und Mitleid. Dazu braucht man noch zwei Gehirne, die
für einen denken, vier zusätzliche Hände, die für einen
arbeiten und ca. 200l Wasser die das Ungemach aus dem Körper
spülen.
Es folgte der große Augenblick. Die ersten Urlaubsbilder waren
fertig, Nicht schlecht was wir da so fotografiert hatten. Doch
die Zeit drängte, besser gesagt Volker, denn er wollte unbedingt
noch einmal in die Stadt. Und da es gar schon so spät war
mußten wir auch noch zu allem Überfluß an die Bushaltestelle
rennen. Ziemlich blöde Erfindungen solche Busse mit Fahrplänen.
In der Stadt angekommen zückte Volker seinen kleinen gelben
Zettel, auf dem alles notiert war. Wer noch welches Geschenk zu
bekommen hatte, wo vielleicht noch ein "Fick"
zusammenzukratzen wäre und wer für eine erfolgreiche Zukunft
geschmiert werden mußte. Die Liste wurde von Volker akribisch
Punkt für Punkt abgehakt. Auch ich wurde von Volker`s Kaufrausch
angesteckt und so ein, zwei Sachen hab ich mir dann auch noch
gegönnt. Was soll`s ist ja nur Geld das man ausgibt. Den
erfolgreichen Abschluß unsere Einkäufe besiegelten wir mit
einem leckere amerikanischen Fast Food Essen bei Hungry Jack`s (@ Burger King auf dem Rest der Welt). Danach
war es auch schon Zeit in Richtung Busbahnhof zu laufen, um den
Bus nach Willeton noch zu erreichen.
Wieder zu hause war nun endlich genügend Zeit sich den
bisherigen Urlaubsbildern in Ruhe zu widmen. Außerdem war da
noch dieses leidige Thema, Koffer und Rucksack packen. Zu
bemerken ist das Volker immer noch Kopfweh hatte und beteuerte
nie wieder etwas zu trinken. Es bleibt abzuwarten wie lange er
das durchhält.
So gegen 23 00 machten wir uns mit Angelika nochmals
auf den Weg in den Kings Park, um die Skyline von Perth bei Nacht
zu sehen und zu fotografieren. Doch welch ein Glück. Schon
wieder war eine dicke, fette, behaarte, untertassengroße Spinne
im Auto. Hektik und Panik machte sich bei den Insassen breit.
Todesmutig, raffte sich Udo eine umherliegende Plastiktüte und
zerquetschte die Spinne. Nun waren wir wieder zufrieden, die
Spinne war tot. Am Kings Park entsorgte dann Volker mit einem
Handschuh bewaffnet die Spinne. Anschließend noch drei Fotos von
der Perth Skyline by Night und dann Richtung Penrhose, um Kris
von ihre Abschlußfeier abzuholen. So gegen 1 00 waren
wir dann wieder zu hause, Volker verschwand sofort im Bett. Udo
und ich tranken noch ein, zwei Bier auf sein erfolgreich
bestandenes Studium und auf Kristin`s letzten Schultag. Jetzt
waren auch wir müde genug, um ins Bett zu gehen. Schade, damit
brach für Volker und mich die vorerst letzte Nacht in Australien
an.
Donnerstag 31.10.96
So gegen 10 00 standen wir auf. Henker`s
Frühstück in Australien. Der Vormittag wurden von Volker und
mir noch dazu genützt, um die letzten Sachen zusammen zu packen.
Am frühen Nachmittag machten wir uns auf den Weg zu Flughafen.
Nach einem letzten Cappuchino, war es dann für Volker und mich
Zeit um uns zu verabschieden und herzlichen Dank zu sagen. Das
Einchecken verlief nicht ganz ohne Wehmut und Streß. Denn
angeblich war mein Gepäck auf einmal zu schwer. Ich sollte nun
einen Gepäckaufschlag bezahlen, obwohl ich außer einer neuen
Jacke und einem T-Shirt nicht mehr dabei hatte als am Anfang der
Reise und da ging es ja auch. Doch mit etwas gutem Zureden von
Angelika wurde auch diese letzte Hürde gemeistert. Jetzt noch 23
Stunden Flug und dann sollten wir wieder in good old Germany
sein. Wo jetzt dann so gerade der Winter anfängt, ein
häßlicher Gedanke.
Volker hat natürlich nicht Wort gehalten und bereits wieder im
Flugzeug getrunken.
Freitag 01.11.96
Ankunft in Frankfurt bei strömenden Regen.
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