Die Gruppe
60-plus des Bürgernetzvereins hilft Senioren im Internet
Wer hat schon
Angst vor der Maus
Von
Alexander Menger
In der Meinels Bas in Hof trifft sich alle vier Wochen die Gruppe
60plus des Bürgernetzvereins Hof und diskutiert über das Medium
"Computer". Der Bürgernetzverein wurde mit dem Ziel gegründet,
der Allgemeinheit den Anschluß ans World Wide Web zu ermöglichen.
Unter den über 3000 Mitgliedern sind etwa 130 über 60 Jahre alt.
18 von ihnen beteiligen sich aktiv an der Gruppe 60plus, veranstalten Stammtische
und nehmen an Schulungen teil. Betreut werden sie von jüngeren Mitgliedern
des Vereins.
"Die ist aber ganz schön groß. Ist wohl schon etwas älter.
Was für eine Auflösung schafft die denn?", sagt einer der Senioren,
als er die Digitalkamera sieht, mit der später Bilder von ihnen gemacht
werden sollen. Er öffnet seine schwarze Ledertasche und holt eine zigarettenschachtelgroße
digitale Kamera hervor und beginnt darüber zu fachsimpeln. Das klischeebehaftete
Bild des Seniorenkreises mit Austausch über die neuesten Sterbefälle
und Besprechungen von Volksmusikkonzerten bröckelt...
Ein anderer fragt einen der jungen Beisitzer, wann sie denn HTML
lernen könnten. "Wir wollen unsere Internetseiten endlich selber machen",
bemerkt er. Und so langsam wird klar, daß die Vorurteile gegenüber
unseren Senioren vollkommen unangebracht sind. Die sind nicht verschlossen
gegenüber den neuen Medien.
Die Hofer „Silversurfer"
wollen keine Techniknarren
werden, sondern das Netz
zur Information und zur
Kommunikation nutzen.
|
|
"Dazugehören"
Sie diskutieren wie selbstverständlich
über die Vorteile des Internets, lassen sich wißbegierig über
FTP und Linux – Begriffe, von denen sogar viele Jugendliche noch nichts gehört
haben – belehren und sprechen über den Millennium Bug, das Computerproblem
bei der Jahrtausendwende. "Wir wollten auf dem Laufenden bleiben und nicht
absacken. Wenn man nicht mitzieht, gehört man im Alter irgendwie nicht
mehr zu den Leuten dazu", erklärt Peter Schumann, der Sprecher der Gruppe.
"Außerdem kann man die Wichtigkeit des Mediums nicht ignorieren. Es
erleichtert die Kommunikation, die Suche nach Informationen und ist, zum Beispiel
beim Einkaufen, einfach bequemer. Welche Senioren laufen schon gern durch
die Stadt, um ein Buch zu kaufen", entgegnet ein anderer. Den Grund dafür,
daß die PC-Benutzer in ihrer Altersgruppe die kleine Minderheit darstellen,
sehen die Senioren in der Schwierigkeit der Bedienung eines Computers. Für
viele wäre die Hemmschwelle einfach zu groß. "Viele Alte haben
Angst vor der Maus", erklärt Schumann, aber wenn man sich erst einmal
überwunden und mit der Materie befaßt hat, ist alles leichter als
man denkt. Übung ist hier wichtig." Auch sie selbst hatten anfangs ihre
Probleme mit der Technik. Aber gerade um sich bei Komplikationen gegenseitig
helfen und ihre Erfahrungen austauschen zu können, haben sie den Stammtisch
ins Leben gerufen.
"Damit umgehen"
Von den Senioren will ein
Teil bewußt keine Techniknarren und Fachidioten werden. "Wir möchten
nur die grundlegenden Funktionen kennen und mit dem Internet umgehen können.
Was dahintersteckt, interessiert uns nicht", bemerken diese surfenden Rentner.
Der andere Teil möchte alles ganz genau kennen und können. Sie
möchten den Computer und die Sonftware in und auswendig beherschen. Der
Wunsch aller wäre, daß sich mehr ihrer Altersgenossen für
Computer und das Internet interessieren. Daß auch ältere Menschen
damit umgehen können und keine Angst davor zu haben brauchen, dafür
sind sie das beste Beispiel. Das Internet bietet Erleichterung und eine Unzahl
an Informationen; wegzudenken ist es aus unserer Zeit sowieso nicht mehr.
Hilfe und Unterstützung dabei bieten der Bürgernetzverein Hof und
seine Gruppe 60plus.
Zug ist nicht abgefahren
Wenn die Senioren im Hofer
Bürgernetzverein ihren Altersgenossen im Wanderverein von ihren Internet-Abenteuern
erzählen, verstehen die meist nur Bahnhof. Surfende Senioren sind in
Deutschland selten. Dabei ist der Zug ins weltweite Computernetz für
sie nicht abgefahren. Während in den USA acht Millionen "Silversurfer"
(wegen der Haarfarbe) das Netz nutzen, fehlt es hierzulande an Einrichtungen,
die Senioren das Netz näherbringen.
In den Bürgernetzvereinen deren Ziel es ist, Interessierte kostengünstig
an das Internet heranzuführen, finden die Rentner indes Hilfe bei technischen
Problemen. Und sie bringen sich selbst in die Informationsgesellschaft ein,
werden nicht ausgeschlossen. Wenn sie in Ruhestand oder Rente gehen, können
sie ihr Wissen im Netz nutzen.
Online einkaufen, sich informieren oder zu kommunizieren dürfte gerade
für Senioren in Zukunft immer wichtiger werden. So sind auch Zeitungen,
wie Frankenpost-online für Senioren ein Gewinn. Augenschonend kann
jeder Artikel auf dem Bildschirm vergrößert werden.
|