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Artikel vom 06.10.1999 in der Frankenpost Hof
 

Die Gruppe 60-plus des Bürgernetzvereins hilft Senioren im Internet

Wer hat schon Angst vor der Maus

Von Alexander Menger
In der Meinels Bas in Hof  trifft sich alle vier Wochen die Gruppe 60plus des Bürgernetzvereins Hof und diskutiert über das Medium "Computer". Der Bürgernetzverein wurde mit dem Ziel gegründet, der Allgemeinheit den Anschluß ans World Wide Web zu ermöglichen. Unter den über 3000 Mitgliedern sind etwa 130 über 60 Jahre alt. 18 von ihnen beteiligen sich aktiv an der Gruppe 60plus, veranstalten Stammtische und nehmen an Schulungen teil. Betreut werden sie von jüngeren Mitgliedern des Vereins.
"Die ist aber ganz schön groß. Ist wohl schon etwas älter. Was für eine Auflösung schafft die denn?", sagt einer der Senioren, als er die Digitalkamera sieht, mit der später Bilder von ihnen gemacht werden sollen. Er öffnet seine schwarze Ledertasche und holt eine zigarettenschachtelgroße digitale Kamera hervor und beginnt darüber zu fachsimpeln. Das klischeebehaftete Bild des Seniorenkreises mit Austausch über die neuesten Sterbefälle und Besprechungen von Volksmusikkonzerten bröckelt...
 Ein anderer fragt einen der jungen Beisitzer, wann sie denn HTML lernen könnten. "Wir wollen unsere Internetseiten endlich selber machen", bemerkt er. Und so langsam wird klar, daß die Vorurteile gegenüber unseren Senioren vollkommen unangebracht sind. Die sind nicht verschlossen gegenüber den neuen Medien.

Die Hofer „Silversurfer"       
wollen keine
Techniknarren 
werden, sondern das Netz     
zur
Information und zur       
Kommunikation
nutzen.
       




"Dazugehören"

Sie diskutieren wie selbstverständlich über die Vorteile des Internets, lassen sich wißbegierig über FTP und Linux – Begriffe, von denen sogar viele Jugendliche noch nichts gehört haben – belehren und sprechen über den Millennium Bug, das Computerproblem bei der Jahrtausendwende. "Wir wollten auf dem Laufenden bleiben und nicht absacken. Wenn man nicht mitzieht, gehört man im Alter irgendwie nicht mehr zu den Leuten dazu", erklärt Peter Schumann, der Sprecher der Gruppe. "Außerdem kann man die Wichtigkeit des Mediums nicht ignorieren. Es erleichtert die Kommunikation, die Suche nach Informationen und ist, zum Beispiel beim Einkaufen, einfach bequemer. Welche Senioren laufen schon gern durch die Stadt, um ein Buch zu kaufen", entgegnet ein anderer. Den Grund dafür, daß die PC-Benutzer in ihrer Altersgruppe die kleine Minderheit darstellen, sehen die Senioren in der Schwierigkeit der Bedienung eines Computers. Für viele wäre die Hemmschwelle einfach zu groß. "Viele Alte haben Angst vor der Maus", erklärt Schumann, aber wenn man sich erst einmal überwunden und mit der Materie befaßt hat, ist alles leichter als man denkt. Übung ist hier wichtig." Auch sie selbst hatten anfangs ihre Probleme mit der Technik. Aber gerade um sich bei Komplikationen gegenseitig helfen und ihre Erfahrungen austauschen zu können, haben sie den Stammtisch ins Leben gerufen.
 
 

"Damit umgehen"

Von den Senioren will ein Teil bewußt keine Techniknarren und Fachidioten werden. "Wir möchten nur die grundlegenden Funktionen kennen und mit dem Internet umgehen können. Was dahintersteckt, interessiert uns nicht", bemerken diese surfenden Rentner. Der andere Teil möchte alles ganz genau kennen und können. Sie möchten den Computer und die Sonftware in und auswendig beherschen. Der Wunsch aller wäre, daß sich mehr ihrer Altersgenossen für Computer und das Internet interessieren. Daß auch ältere Menschen damit umgehen können und keine Angst davor zu haben brauchen, dafür sind sie das beste Beispiel. Das Internet bietet Erleichterung und eine Unzahl an Informationen; wegzudenken ist es aus unserer Zeit sowieso nicht mehr. Hilfe und Unterstützung dabei bieten der Bürgernetzverein Hof und seine Gruppe 60plus.
 
 

Zug ist nicht abgefahren

Wenn die Senioren im Hofer Bürgernetzverein ihren Altersgenossen im Wanderverein von ihren Internet-Abenteuern erzählen, verstehen die meist nur Bahnhof. Surfende Senioren sind in Deutschland selten. Dabei ist der Zug ins weltweite Computernetz für sie nicht abgefahren. Während in den USA acht Millionen "Silversurfer" (wegen der Haarfarbe) das Netz nutzen, fehlt es hierzulande an Einrichtungen, die Senioren das Netz näherbringen.
In den Bürgernetzvereinen deren Ziel es ist, Interessierte kostengünstig an das Internet heranzuführen, finden die Rentner indes Hilfe bei technischen Problemen. Und sie bringen sich selbst in die Informationsgesellschaft ein, werden nicht ausgeschlossen. Wenn sie in Ruhestand oder Rente gehen, können sie ihr Wissen im Netz nutzen.
Online einkaufen, sich informieren oder zu kommunizieren dürfte gerade für Senioren in Zukunft immer wichtiger werden. So sind auch Zeitungen, wie Frankenpost-online für Senioren ein Gewinn. Augenschonend kann jeder Artikel auf dem Bildschirm vergrößert werden.